Krankheitsbilder
Lidtumor
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Lidtumor

Der Lidtumor stellt den Oberbegriff für eine Vielzahl von Hauttumoren, die entweder gut- oder bösartiger Natur sein können und sich am Ober- oder Unterlid des Auges ausbilden. Den bösartigen Krebsarten fällt dabei eine größere Bedeutung zu.

Die Ursache für einen Lidtumor ist in den meisten Fällen die Sonne (v. a. UV-B-Strahlung). Ältere Menschen erkranken häufiger, da ihre Haut durch die über Jahrzehnte erfolgte Sonnenbelastung meist stärker geschädigt ist. Auch eine genetische Krankheitsanfälligkeit scheint eine Rolle zu spielen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Die Verdachtsdiagnose stellt sich durch die typischen Hautveränderungen. Am häufigsten finden sich Lidtumoren am inneren Lidwinkel und am Unterlid. Um die Diagnose zu sichern werden Gewebeproben entnommen und mikroskopisch untersucht. Der Verlauf ist durch die verschiedenen Tumorarten sehr individuell. Manche Erkrankungen bilden sich spontan zurück (Keratoakanthome), einige können durch die Behandlung entfernt werden (z. B. Basaliome) und wiederum andere streuen (metastasieren) bei verzögerter Behandlung in den gesamten Körper (z. B. malignes Melanom).

Auch die Behandlung verläuft sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen wird die operative Therapie gewählt, bei fortgeschrittenen, bösartigen Tumorarten auch die Strahlen-/ und oder Chemotherapie. Man kann dem Lidtumor wie jedem anderen Hauttumor durch Sonnenschutz vorbeugen. 
Trotz seiner Vielfältigkeit ist eine bestimmte Krebsart für den Lidtumor typisch. Das Basalzellkarzinom (Basaliom) macht 90% aller Lidtumoren aus und kommt v. a. bei Menschen jenseits des 60. Lebensjahres vor. Es ist ein semi-maligner (halbbösartiger) Tumor. Er wächst zwar lokal zerstörend, bildet aber nur selten Tochtergeschwülste aus. Dadurch sind die Heilungschancen sehr gut. 

Eher sporadisch vorkommende bösartige Karzinome am Lid sind Plattenepithelkarzinome (Spinaliom), Talgdrüsenkarzinome oder das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs). Bei AIDS-Patienten sind zusätzlich Kaposi-Sarkome (Gefäßtumoren) möglich. An gutartigen Tumoren finden sich Warzen, Blutschwämme (Hämangiome), Fettablagerungen (Xanthelasmen), Muttermale und Keratoakanthome (schnell wachsende Tumoren mit großem Hornpfropf).

Jeder Mensch hat vor jedem Auge zwei Augenlider, ein Ober- und ein Unterlid. Ihnen fällt die Aufgabe des Augenschutzes zu:

  • Lichtschutz: Sie können die Augen lichtdicht verschließen.
  • Blendschutz: Bei hellem Licht können die Augen zusammengekniffen werden
  • Schutz vor Austrocknung: Bei Schließen der Lider wird Tränenflüssigkeit über die Augen verteilt.
  • Mechanischer Schutz: Der Lidschlussreflex sorgt dafür, dass bei annähernder Gefahr das Auge geschlossen wird.

Die 3-4 Reihen kräftiger kurzer Haare (Wimpern), die auf den Lidern wachsen, dienen außerdem dazu, kleine Fremdkörper vom Auge abzuhalten.
Die Haut ist mit ihren durchschnittlichen 1,7 m² das größte und schwerste Organ des Körpers. Sie grenzt den Organismus gegen die Umwelt ab und hat somit wichtige Schutzaufgaben:

  • mechanischer Schutz
  • Wärmeschutz: Durch den ständigen Kontakt zu anderen Temperaturen nimmt die Haut in der Regulation eine zentrale Position ein. Die kleinen Blutgefäße können sich zur Wärmabgabe erweitern oder umgekehrt verschließen. Außerdem dient die Schweißsekretion der Kühlung
  • Flüssigkeitsschutz: Die Haut bildet eine Barriere, durch die einerseits kein Wasser verloren gehen kann und andererseits auch verhindert wird, dass welches eindringt
  • Strahlenschutz: Das durch die Melanozyten produzierte Farbstoff Melanin schützt die Zellen vor der Zerstörung durch kurzwellige Strahlen. Äußerlich erscheint die Haut dadurch braun
  • Infektionsschutz: Die gesunde Haut bildet eine Barriere gegen Bakterien und andere Erreger
  • Sinnesorgan: Die Haut leitet Schmerz-, Druck-, Berührungs-, Kälte-, Vibrations- und Schmerzempfinden an das Gehirn
  • Energiespeicher: Die Unterhaut besteht überwiegend aus Fettgewebe.
    Um all diese Aufgaben erfüllen zu können, ist die Haut spezifisch in Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut aufgebaut

Oberhaut:
Sie ist sehr dünn – stellenweise nur 0,1 Millimeter. Ihre oberste Schicht besteht aus abgestorbenen, verhornten Zellen, die die erste Barriere für Schadstoffe bilden. Die darunter liegende Keimschicht liefert Nachschub für die Hornschicht und erneuert sie etwa alle vier Wochen. Darunter liegen die Basalzellen, die Nährstoffe aufnehmen und Stoffe entsorgen, die der Körper nicht mehr braucht. In dieser Basalzellschicht liegen als Außenposten der Körperabwehr auch sternförmige Immunzellen (Langerhans-Zellen). In der Oberhaut befinden sich außerdem die pigmentbildenden Zellen (Melanozyten). Ihr Produkt, der Farbstoff Melanin, gibt der Haut ihren Farbton.

Lederhaut: 
Mit Lederhaut (Dermis oder Corium) wird das Bindegewebe unter der Oberhaut bezeichnet. Die Lederhaut besteht aus verschiedenen Bindegewebsfasern, die dafür sorgen, dass die Haut stabil bleibt, aber gleichzeitig auch genügend Elastizität aufweist. Weil die elastischen Fasen ab dem 30. Lebensjahr weniger werden, wird die Haut zunehmend schlaffer.
In der Lederhaut sind zudem Blut- und Lymphgefäßnetze eingebettet. Die Lederhaut beherbergt auch die so genannten Hautanhangsgebilde, wie Haarfollikel, Talg- und Schweißdrüsen, und zahlreiche Nervenfasern zur Tast- und Vibrationswahrnehmung.

Unterhautfettgewebe: 
Das Unterhautfettgewebe (Subcutis) besteht aus Bindegewebe und Fettzellen. Es dient als Kälte-, mechanischer Schutz und Energiespeicher.

Ursachen und Risikofaktoren

Die bedeutendste Ursache für einen Lidtumor sind Sonnenstrahlen. Sie haben besonders Einfluss auf die Entstehung von Basaliomen, Spinaliomen und Melanomen. Obwohl diese Tumorarten sich überall auf der Haut bilden können, ist das Auge durch seine Lage besonders betroffen. Potentielle Ursachen für Basaliome sind außerdem Giftstoffe (Arsen) oder Verbrennungen durch Röntgenbestrahlung.  Bei Melanomen wird manchmal eine familiäre Häufung beobachtet.

Symptome

Lidtumore können hautfarben oder braun bis schwarz pigmentiert sein. Die Symptome unterscheiden sich je nach Tumorart. Basalzellkarzinome wachsen z.B. langsam (über Monate bis Jahre), während Keratoakanthome innerhalb weniger Wochen auftreten, dann aber auch innerhalb des ersten Jahres von alleine wieder verschwinden können. Eine Komplikation der bösartigen Tumoren ist der Verlust des Augenlichts, da möglicherweise Bindehaut oder Tränengänge angegriffen werden. Außerdem fallen häufig die Wimpern aus. 

Bei den Basaliomen unterscheidet man verschiedene Arten:

  • Basalioma ulcerans: Es zeigt sich als oberflächliche Hautverletzung mit Kruste, die nicht zu heilen scheint. Mit der Zeit vergrößert sie sich und bildet einen charakteristischen Randwall aus kleinen Knötchen (perlschnurartiger Randsaum) aus
  • Basalioma nedosum: Dieser Tumor wächst in Form eines derben, halbkugeligen Knötchens von Erbs- bis Haselnussgröße. Charakteristisch sind die Gefäßzeichnungen (Teleangiektasen)
  • Basalioma planum: Es erscheint ähnlich wie das Basalioma ulcerans, aber scheint spontan zu heilen. Es weist auch den perlschnurartigen Randsaum auf

Diagnose

Die Verdachtsdiagnose stellt sich durch das Gespräch (Anamnese) und die Hautuntersuchung. Dafür nutzt der Arzt das so genannte Dermatoskop, ein Vergrößerungsglas mit Lichtquelle, welches ein genaueres Inspizieren auffälliger Hautareale erlaubt. Sicherheit gibt die Gewebeprobe mit mikroskopischer Untersuchung. Bei bösartigen Tumoren muss eine Metastasenbildung beim Patienten ausgeschlossen werden. Hierfür dienen das Röntgen, der Ultraschall, das CT (Kernspintomographie) und das MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie).

Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Tumorart, -lage, -ausdehnung und -ausbreitung und vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten. Normalerweise wird die operative Entfernung des Tumors angestrebt. Hierbei wird das Krebsgeschwür zusammen mit einem je nach Tumorart variierenden Sicherheitsabstand vollständig entfernt.
Alternativ oder wenn eine Operation unmöglich ist, kann auch eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Hierbei werden jedoch mehr Rückfälle verzeichnet. Die Wirkung der Strahlentherapie beruht darauf, dass sie Krebszellen vernichtet. Sie erfolgt von außen durch die Haut. Problematisch ist allerdings die unmittelbare Nähe des Tumors zum Auge, welches durch Strahlen geschädigt werden kann. Hier muss auf ausreichenden Schutz geachtet werden. Trotz sorgfältiger Therapieplanung und -durchführung kann man während der Strahlenbehandlung mit unerwünschten Begleiterscheinungen rechnen. Diese treten entweder unmittelbar während der Therapie auf (z.B. Durchfall, Übelkeit, Blutabgang über den Enddarm) oder erst Wochen oder Monate nach der Behandlung.

Eine weitere Therapieoption ist die Kryotherapie. Sie besteht aus einer Vereisung des Tumors. Durch die Therapie kann es allerdings zu Hautveränderungen kommen, die sich nicht von Tumorrezidiven (neuen Tumoren) unterscheiden. 

Mit der Chemotherapie hat man bisher keine guten Prognosen erzielt, da oft ein Widerauftreten des Tumors nach der Therapie resultiert. Bei Tochtergeschwülsten im Körper wird sie jedoch in Kombination mit Strahlen- oder anderen Therapien genutzt.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist durch die Vielfalt der Krebsarten sehr unterschiedlich. Einige Tumorarten können sich auch ohne Behandlung eigenständig zurückbilden (Keratoakanthome), während andere lokal zerstörend (Basaliom) wachsen oder ohne oder bei spät erfolgender Therapie tödlich enden (malignes Melanom). 

Es ist wichtig, Lidtumoren früh zu erkennen und zu behandeln. Es besteht immer die Gefahr, dass der Tumor ins Auge einwächst und zu Erblindung führt. Allgemein ist die Prognose bei einer vollständigen Tumorentfernung sehr gut. Über 90% der Patienten können vollständig geheilt werden. Das Basaliom bildet in etwa 5% Rezidive aus, v.a. in den ersten zwei Jahren nach Therapie.

Nachsorge

Bei der Nachsorge spielt das eigene Beobachten der Haut eine große Rolle. Je nach Therapie erfolgen regelmäßige Nachkontrollen beim Arzt. Sie dienen dazu, neu auftretende Tumoren schnell zu erkennen und zu behandeln. 

Um Lid- und Hauttumoren vorzubeugen, ist eine geringe Sonnenexposition mit Lichtschutz wichtig. Besteht der Verdacht auf einen neuen Tumor, sollte der Patient schnellstmöglich seinen Arzt aufsuchen.

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