Typische Symptome eines Lipödems
Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung, die bei Betroffenen zu Schmerzen und seelischen Leiden führen kann.
In der Vergangenheit wurde das Lipödem oft nicht diagnostiziert, da dieses Krankheitsbild häufig mit Adipositas verwechselt wurde.
In unserem Lipödemzentrum begleiten und behandeln wir Sie von der Diagnosestellung bis zur operativen Versorgung.
Als Lipödem bezeichnet man eine schmerzhafte, chronisch fortschreitende Schwellung insbesondere der Beine aber auch der Arme. Die Einteilung erfolgt in 3 Stadien. Es kommt dabei zu einer krankhaften Fettgewebsvermehrung mit Flüssigkeitseinlagerungen in den betroffenen Bereichen. Diese Flüssigkeitseinlagerungen nehmen vor allem im Tagesverlauf deutlich zu. Bei fehlender adäquater Behandlung kann es im Verlauf der Krankheit zu einer Schädigung der Lymphbahnen kommen, ein sogenanntes Lymphödem. Das Lipödem tritt fast ausschließlich bei Patientinnen auf und zeigt sich meist nach Phasen der hormonellen Umstellung, wie beispielsweise der Pubertät, nach einer Geburt, den Wechseljahren aber auch nach gynäkologischen Operationen.
Typische Symptome eines Lipödems sind eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit an den betroffenen Stellen, Spannungs- und Druckschmerzen sowie eine deutlich erhöhte Neigung zu blauen Flecken. Hinzukommen, je nach Fortschreiten der Krankheit andauernde Ödeme, also Schwellung der Arme oder Beine. Als weiteres Diagnosemerkmal dient das klassische Erscheinungsbild der Patientinnen mit einer Disproportion, also einem Ungleichgewicht der Körperproportionen zwischen Unter- und Oberkörper. Hierbei haben die Patientinnen meist einen deutlichen schlankeren Oberkörper bei einer voluminösen unteren Körperhälfte. Die Veränderungen treten immer symmetrisch auf, wobei Hände und Füße ausgespart sind und schlank bleiben.
Klinisch können wir das Lipödem in drei Stadien einteilen, abhängig vom jeweiligen Schweregrad:
Im Stadium I kommt es zunächst zu einer verdickten, weichen Unterhautfettgewebsschicht (Subcutis) mit kleinerer Knötchenbildung. Die Haut ist noch glatt und weich.
Im Stadium II zeigt sich die Haut schon deutlich uneben mit verdickter, weicher Subcutis und deutlich tastbarer knotiger Veränderung.
Das Stadium III ist charakterisiert durch deformierende Haut- und Fettdepots an den Oberschenkeln und Knieinnenseiten sowie ein ausgeprägt verdicktes und delliges Hautgewebe mit größeren Knoten (sog. Wammenbildung).
Die Erkennung und insbesondere Behandlung des Lipödems sollte durch Spezialisten erfolgen. Unsere Abteilung der Plastischen Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgie in der Fachklinik Hornheide unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. T. Hirsch ist auf dem Gebiet der Lipödemversorgung spezialisiert.
In unserer Spezial-Sprechstunde beraten wir betroffene Patientinnen und begleiten diese von der Diagnosestellung bis zur operativen Therapie.
Durch unseren ganzheitlichen und interdisziplinären Behandlungsansatz können wir unseren Patientinnen Hilfestellung geben und Ansprechpartner vermitteln.
Unser Netzwerk bauen wir kontinuierlich auf und freuen uns über neue Ansprechpartner.
Die Behandlung des Lipödems besteht in unserer Klinik aus zwei Säulen: Der komplexen konservativen Therapie und der operativen Behandlung.
Wir legen den Fokus bei der komplexen konservativen Therapie auf 5 Kernelemente:
Die konsequente komplexe konservative Therapie ist Voraussetzung für die später folgende Operation und um ein später gutes operatives Ergebnis zu erreichen. Deshalb legen wir großen Wert auf diese Therapie.
Als Methode der Wahl gilt die Absaugung (Liposuction) des krankhaften Fettgewebes. In der Regel sind 2-4 Operationen notwendig, je nach Stadium des Lipödems und vorhandenem Fettgewebe. Dabei wird über mehrere kleine Zugangswege das Fettgewebe in den vorher festgelegten Zonen an Oberschenkel und Unterschenkel oder Armen abgesaugt. Die Liposuction beim Lipödem darf dabei nicht mit der ästhetischen Fettabsaugung verwechselt werden da hier mit einer anderen Technik abgesaugt wird und die Menge des abgesaugten Fettes sich deutlich unterscheidet. In der Regel werden bei der Liposuction des Lipödems ca. 4-6 Liter reines Fett abgesaugt. Der Richtwert des abzusaugenden Fettes orientiert sich jedoch immer an der individuellen Konstitution der Patientin und kann auch deutlich höher liegen.
Wir führen in unserer Klinik die Wasserstrahlassistierte Liposuction, auch WAL genannt, durch. Die WAL ist das zurzeit modernste und schonendste Verfahren. Die Operations-Zeit kann verkürzt werden und auch die Rate der Nebenwirkungen und Komplikationen wurde durch dieses Verfahren reduziert.
An die operative Versorgung schließt sich zur Sicherheit ein kurzer stationärer Aufenthalt von 1-2 Nächten an.
Im Anschluss an die operative Behandlung wird die Kompressionstherapie und die manuelle Lymphdrainage fortgesetzt. Die Planung für eine Folge-OP kann nach etwa 3 Monaten erfolgen. Bereits nach wenigen Wochen ist eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität zu bemerken. Die körperliche Aktivität nimmt wieder zu und die Patientinnen sind deutlich zufriedener und lebensfroher als noch vor der OP.
Bei einigen Patientinnen kann es sogar möglich sein, dass die Kompressionswäsche nur noch teilweise getragen werden muss oder sogar ganz weggelassen werden kann.
Leider werden die Behandlungskosten einer Liposuction bisher nur in wenigen Fällen von der Krankenkasse übernommen.
Für jede Patientin erstellen wir, sobald alle Voraussetzungen für eine operative Versorgung erfüllt sind, hierzu zählt die konsequente Durchführung der komplexen konservativen Therapie, ein medizinisches Gutachten. Dieses kann bei der Krankenkasse eingereicht werden.
In einigen Fällen kann mit Hilfe der Gutachten der Plastischen Chirurgie und Zusatzgutachten bspw. eines Dermatologen, Gynäkologen oder Gefäßspezialisten eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse erwirkt werden.
Wir arbeiten dabei in unserer Klinik ständig daran, durch die standardisierte Behandlung, eine vermehrte Kostenübernahme bei den Krankenkassen zu erreichen.
Sollte die Krankenkasse die Behandlungskosten nicht übernehmen, erstellen wir einen individuellen und transparenten Kostenvoranschlag nach GOÄ (Gebührenordnung der Ärzte) für die Patientin.
Zurzeit läuft eine Erprobungsstudie zum Thema der operativen Lipödemversorgung.
Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat dazu eine deutliche Stellung bezogen und angekündigt, die Behandlung ab 2020 zur Kassenleistung machen zu wollen.
Jedoch sollen zunächst nur die Kosten für das Stadium III übernommen werden. Aus unserer Sicht ist eine operative Versorgung ab Stadium II dringend notwendig um Folgeschäden zu verhindern.
In manchen Fällen ist eine Liposuction schon im Stadium I indiziert.