Osteomyelitis & Kiefernekrose
Prinzipiell unterscheidet man unterschiedliche Formen der Entzündungen der Kieferknochen. Es handelt sich hier um ein breites Spektrum von Erkrankungen, das von einer „einfachen“ lokalen Entzündung z.B. nach einer Zahnentfernung, über eine Osteomyelitis bis zu spezifischen Erkrankungen der sogenannten Kiefernekrose reichen kann.
Da die Behandlungen langwierig und komplex sind ist eine Therapie in einem spezialisierten Zentrum unbedingt anzuraten. Man unterscheidet hierbei verschiedene Formen der Erkrankung:
- Medikamenteninduzierte Kiefernekrose – bei oder nach Einnahme entsprechender antiresorptiver Medikamente
- Strahleninduzierte Kiefernekrose – nach einer Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich
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Bei Einnahme entsprechender Medikamente bzw. nach einer Strahlentherapie liegt das Risiko einer Erkrankung bei bis zu 50%. Die durch Medikamente verursachte Kiefernekrose ist eine schwerwiegende Erkrankung, da sie mit relevanten funktionellen Beeinträchtigungen einhergehen kann und eine hohe Rezidivrate aufweist. Das Risiko ist hierbei insbesondere von der Dosis der Strahlentherapie bzw. der Indikation (Osteoporose/ maligne Erkrankung), Dauer der Behandlung und Dosierungsart (oral/i.v.) der Medikamente abhängig. Typische Symptome sind dabei:
- Freiliegender Knochen oder über eine intra- oder extraorale Fistel sondierbarer Knochen im Mund-Kiefer-Bereich
- länger als 8 Wochen bei aktueller oder stattgehabter antiresorptiver oder antiangionetischer Therapie
- ohne vorhergehende Bestrahlung oder Metastasen im Kieferbereich
Wenn die Lippen nicht geschlossen sind, kommt es verstärkt zur Mundatmung, wodurch der Nasen-Rachen-Raum durch die fehlende Zungeneinlagerung nur ungenügend entwickelt wird. Die Folge sind oft Sprachstörungen und eine höhere Anfälligkeit für Erkältungs- und Rachenerkrankungen sowie eine Schädigung der Zahnsubstanz. Stehen die Zähne zu eng, entstehen Schmutznischen, in denen sich Karies und Parodontitis bilden können. Außerdem kann die Rücklage eines oder beider Kiefer dazu führen, dass die oberen Atemwege eingeengt werden. Bei einer Oberkieferrücklage kann das Gaumenzäpfchen zu weit im Rachen liegen; bei einer Unterkieferrücklage der Zungengrund. Ebenso bildet der Gaumen den Boden der Nase, weshalb Fehlstellungen des Oberkiefers oft mit einer eingeschränkten Nasenatmung verbunden sind. Betroffene atmen vermehrt durch den Mund und schnarchen aus diesem Grund häufig (OSAS). Das kann zu Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsschwächen führen.
- Zahnentfernungen ohne plastische Deckung
- Parodontitis
- Teilretinierte Weisheitszähne
- Druckstellen durch herausnehmbaren Zahnersatz
- Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Anämie, Nikotinabusus, Alkoholkonsum
Oberstes Ziel sollte die Prophylaxe sein!
Vor geplanter Therapie mit Medikamenten oder einer Bestrahlung:
- Vorstellung beim Zahnarzt oder MKG-Chirurgen
- Instruktion und Sensibilisierung des Patienten, Risikoaufklärung
- Verbesserung der Mundhygiene
- Raucherentwöhnung und Behandlung von Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus)
- Anfertigung einer Fluoridierungsschiene vor Bestrahlung
Unter laufender und nach erfolgter Therapie:
- Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen / Recall
- Instruktion und Sensibilisierung des Patienten, Risikoaufklärung
- Raucherentwöhnung und Behandlung von Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus)
- Regelmäßige Überprüfung der Indikation zum Fortsetzen der antiresorptiven Therapie
- Möglichkeit einer Therapiepause (drug holiday) bei einem anstehenden chirurgischen Eingriff abwägen
Wichtig: Interdisziplinäre Kommunikation
zwischen verordnenden Ärzten (Onkologie, Orthopädie, Gynäkologie, Urologie, Allgemeinmedizin), Zahnmedizinern und MKG-Chirurgie
Sind aufwendige Extraktionen mehrerer Zähne bei Zustand nach Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich oder unter Einnahme von antiresorptiven Medikamenten erforderlich, führen wir diese unter antibiotischer Abschirmung und mit plastischer Deckung unter stationären Bedingungen in unserer Klinik durch. Je nach Befund und vorliegenden Allgemeinerkrankungen sind 1-2 Nächte stationären Aufenthaltes einzuplanen.
Bei bereits freiliegendem Knochen und Kiefernekrose planen wir in der Regel eine Vorbehandlung mit intravenöser Antibiose vor der Operation stationär in unserer Klinik ein. Nach der Operation erfolgt die Ernährung zeitweise über Magensonde.