Auffälligkeiten abklären lassen ist die beste Prävention

Auffälligkeiten abklären lassen ist die beste Prävention

Hornheider Chefärzte PD Dr. Hans-Joachim Schulze und Dr. Dr. Jan Dirk Raguse über die Relevanz der Vorsorge anlässlich des Weltkrebstages. Ein dunkel gewordenes Muttermal oder eine brennende Stelle im Mundraum – solche Veränderungen können ein Warnsignal sein. „Bei Krebs ist schnelles Handeln das A und O – wenn Sie eine Veränderung feststellen, dann sollte diese möglichst früh abgeklärt werden“, rät der Leiter des Onkologischen Zentrums der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs) und Chefarzt für Dermatologie an der Fachklinik Hornheide, Dr. Hans-Joachim Schulze. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Jan Dirk Raguse, Chefarzt der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) will Schulze auf die Relevanz der Vorsorge anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar aufmerksam machen.

Für den Bereich der Haut gebe es klassische Merkmale, bei denen man als Laie aufmerksam werden solle: „Wenn sich nach der drei F-Regel – Form, Farbe oder Fläche – etwas ändert, dann sollte ich das kontrollieren lassen“, erklärt Schulze. „Bitten Sie Ihren Partner oder andere Familienmitglieder darum, regelmäßig an schwer zugänglichen Stellen wie dem Rücken schauen zu lassen, wie ihre Haut dort aussieht.“ Wenn es dann doch zum Hautkrebs kommt, seien die Therapiewege vielfältig. In der Regel werde der Tumor operativ entfernt. „Für jeden Patienten gibt es eigene Wege, die wir gemeinsam diskutieren“, sagt Schulze. Durch den Zusammenschluss der MAgKs könne eine ganzheitliche Betreuung der Patienten in den verschiedenen Krankheitsphasen gesichert werden.

Im Bereich der Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie kommen die Patienten meistens mit Symptomen zum Zahnarzt und sind dann vorgewarnt, wenn sie in der Sprechstunde von Dr. Raguse in der Fachklinik Hornheide sind. „Im Kopf-Hals-Bereich sind 95 Prozent der Tumore Platenepithelkarzinome ausgehend von der Schleimhaut. Diese sind meistens sehr aggressiv und haben einen großen Einfluss auf das weitere Leben des Patienten“, erklärt der Chefarzt der MKG. Wie auch in der Dermatologie werden alle Möglichkeiten für die Therapie eines Patienten in dem so genannten Tumorbord besprochen. „Hier planen dann Chirurgen, Strahlentherapeuten, Onkologe, Radiologen, Pathologen, spezifisch für jeden Patienten einen individuellen Weg“, erklärt der Chirurg.  Die chirurgische Entfernung des Tumors oder auch gezielte Strahlentherapie seien hier die erste Wahl.

Doch jeder Fall sei besonders. „Einen Tumor rausschneiden ist relativ einfach. Es geht aber darum dem Patienten weiter eine entsprechende Lebensqualität zu bieten. Gerade in meinem Fachgebiet ist das mit einer entsprechenden kaufunktionellen Rehabilitation verbunden. Also den Patienten auch nach Resektion eines Teiles der Zunge oder des Kiefers durch spezielle Operationsverfahren auch wieder das Sprechen, Schlucken und Abbeißen zu gewährleisten. Leider gibt es auch Strukturen, die wir nicht Wiederherstellen können. Hier steht an erster Stelle das Auge. „Wir haben im Haus die größte Abteilung für künstliche Gesichtsteile -Epithesen- in Deutschland, die in solchen Fällen wirklich Wunder vollbringen kann, wenn es nötig ist“, erklärt Raguse. Eine Immuntherapie könne die Lebensverlängerung oder auch die palliative Versorgung bei Krebs unterstützen. „Das eine Medikament, das den Tumor heilt, gibt es aber nicht“, so die Fachärzte.

Um Krebs vorzubeugen, sei eine Mischung aus Prävention und Früherkennung wichtig: „Man hört es immer wieder: Aber gesunde Ernährung, Bewegung und der Verzicht auf Alkohol sind hier ganz klassisch in der Prävention, aber essentiell“, sagt Raguse. Vor allem bei Tumoren des Kopfes sei Tabakkonsum – gekaut oder geraucht – ein Hauptauslösefaktor. „Das Weglassen dieser Noxe wird sicherlich viele Tumore vermeiden können“, sagt der Chefarzt. In der Dermatologie komme der Hautschutz, besonders im Sommer, hinzu. „Den besten Schutz vor UV-Strahlung erreicht man mit Kleidung, ungeschützte Hautstellen sollten großzügig mehrmals am Tag mit einer Sonnencreme mit hohem mehrmals täglich Lichtschutzfaktor eingecremt werden“, erklärt Dr. Schulze.   

Gerade für Krebspatienten sei eine Psychologische Begleitung während der Therapie und auch im Anschluss sinnvoll. „Wir haben jedoch deutschlandweit und auch auf ganz Europa gesehen zu wenig Therapieplätze“, sagt Raguse. Deshalb sind die Selbsthilfegruppen wichtig, in denen man sich vor Ort mit anderen austauschen kann und sehen kann: Wie geht das Leben für mich weiter. Bei Patienten mit Hautkrebs dagegen gibt es kaum Selbsthilfegruppen. „Es ist ganz schwierig, Hauttumorselbsthilfegruppen zu gründen, weil die allermeisten sich durch den Hautkrebs nicht so stigmatisiert fühlen“, hat Schulze festgestellt. „Wenn sich jemand dazu berufen fühlt, dann sprechen Sie mich gerne an“, ermuntert Schulze.

In der Münsteraner Allianz gegen den Krebs (MAgKs) haben sich die Fachklinik Hornheide gemeinsam mit dem Clemenshospital und der Raphaelsklinik zusammengeschlossen, um die Versorgung von Krebspatienten durch Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Onkologischen Zentrum zu verbessern. Ziel des Onkologischen Zentrums MAgKs ist es, die Patienten in allen Phasen der Erkrankung umfassend und ganzheitlich zu betreuen. Interdisziplinäre, interprofessionelle und standortübergreifende Zusammenarbeit in Tumorkonferenzen und Behandlungskonzepten, die auf modernen Leitlinien beruhen, bilden die Grundlage der MAgKs-Tumortherapien. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in einer umfassenden psychologischen und sozialen Betreuung durch Fachleute.

 

Foto: Chefarzt Dr. Dr. Jan Dirk Raguse und Chefarzt PD Dr. Hans-Joachim Schulze (v.l.)